Schon zu Beginn der Pandemie war klar, dass wir die Daten aus der Rheinland Studie nutzen möchten, um die Auswirkungen des Coronavirus besser zu verstehen. Unserer Einladung Blut abzugeben, um es in den Laboren von Christian Drosten an der Charité – Universitätsmedizin Berlin auf Antikörper testen zu lassen, folgten knapp 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Rheinland Studie. Antikörper sind ein Anzeichen einer erfolgten Infektion und können auch gemessen werden, wenn die akute Infektion bereits vorbei ist. Mit unserer Corona Studie wollten wir untersuchen, wie viele Menschen sich bereits mit dem Virus infiziert hatten.
Die Corona Studie
Forschung für Gesundheit in der Pandemie
Vorgehen
Der am weitesten verbreitete Antikörpertest ist der sogenannte ELISA-Test (Enzyme-linked Immunosorbent Assay). Auch wir haben für unsere Studie im ersten Schritt alle Blutproben mit einem ELISA-Test untersucht. Der große Vorteil des ELISA-Tests: es geht schnell. Der Nachteil: man kann mit dem ELISA-Test nicht präzise bestätigen, ob die gefundenen Antikörper gegen SARS-CoV-2 oder ein gewöhnliches Corona-Erkältungsvirus sind. Darum folgte, bei einem eindeutig positiven oder grenzwertigen Ergebnis eine weitere Untersuchung. Das Team um Christian Drosten untersuchte in diesem mehrstufigen Verfahren im nächsten Schritt mit Immunfluoreszenz- und Neutralisationstests, ob die Antikörper spezifisch gegen SARS-CoV-2 gerichtet waren und zudem neutralisierend wirkten, also das SARS-CoV-2 Virus „neutralisieren“ oder abtöten konnten. Wenn das der Fall ist, man also neutralisierende Antikörper finden konnte, gilt es als sicher, dass die getestete Person tatsächlich mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2), und nicht nur einem beliebigen Erkältungsvirus, in Kontakt gekommen ist. Denn, neutralisierende Antikörper sind sehr spezifisch für einen Virusstrang und bilden einen wichtigen Bestandteil der Immunität nach einer durchgemachten Infektion.
Erkenntnisse
Ungefähr ein Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Studie wiesen einen reaktiven ELISA-Test auf. Bei diesem Teil der Testgruppe wurde im Anschluss der oben genannte Neutralisationstest durchgeführt. Nur bei etwa einem Drittel, der im ersten Schritt positiv getesteten Personen wurden auch neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 gefunden. Diese geringe Anzahl an positiv auf neutralisierende Antikörper getestete Personen bedeutet im Umkehrschluss, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Personen in Gebieten mit ähnlich niedrigen bestätigten COVID-19 Fallzahlen, noch sehr anfällig für das Virus waren.
Eine wiederholte Blutabnahme bei Teilnehmenden mit neutralisierenden Antikörpern im September brachte uns weitere wertvolle Erkenntnisse: Es zeigte sich, dass die neutralisierenden Antikörper bei ungefähr 20 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer innerhalb von 3 bis 5 Monaten nicht mehr nachweisbar waren. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass zumindest bei einem Teil der Infizierten keine langfristige Immunität gegen das Coronavirus gebildet wird. Allerdings bleibt noch vieles unklar: sowohl die Dauer, als auch der Grad der angeblichen Immunität.